Wassersportgemeinschaft Altes Gaswerk
              Berlin-Heiligensee e.V.

Anfang der 70er Jahr wehte in Berlin der Wind den Wassersportlern steif ins Gesicht.
Fahrverbote und Uferkonzeptionen machten vielen Wassersportlern
das Fortführen ihres Hobbys in der geteilten Stadt
mit ihren eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten das Leben schwer.
Man konnte ohnehin nie mehr als eine Stunde in einer Richtung
mit dem Boot unterwegs sein, dann musste man an einer Grenze umkehren.
Die knappen und teueren Liegeplätze waren für viele Kameraden unerschwinglich,
die nicht so gut besaitet ihre ganze Energie in den Unterhalt
ihres schwimmenden Untersatzes steckten.

Zu dieser Zeit drohte das Schicksal auch eine kleine Gruppe
von Wassersportlern im Berliner hohen Norden zu ereilen.
In Heiligensee, unweit des Dorfes,
gab es eine kleine Kolonie am Wasser der Havel.
Dort waren Paddler, Kanuten, Jollensegler und Angler,
die in der Stadt ausgebombt zum Teil sogar den Krieg überlebten, zuhause.
Wie damals üblich, hatte jeder Garten einen eigenen Steg.

Als es dann hieß, einen Uferwanderweg zu bauen,
sollten diese Stege abgerissen werden
und somit hätten die Menschen,
die mit ihren Händen die Stadt aufgebaut hatten,
auch noch ein weiteres Teil der wenigen Freiheit verloren,
die ihnen noch geblieben war.

Man schloss sich also zusammen um einen Sammelsteg zu bauen.
Da alle Wassersportarten vertreten waren,
die Angler aber in der Mehrzahl waren,
wurde es eben ein Angelverein.
Die Nichtangler fühlten sich im Verein aber auch sehr wohl,
denn waren seit Jahrtausenden nicht alle Seefahrer auch Fischer?

Da sich auf dem Gelände der Vereinsmitglieder
früher das Gaswerk Heiligensee befunden hatte,
war das Alte Gaswerk der Namensgeber des Vereins.

In der Nachbarschaft gab es einen Verein,
der sich an der Steganlage beteiligen wollte.
Im Jahr 1979 wurde dann zusammen mit dem Verein Schmöckwitzer Segler
bei Stromkilometer 7,5 für viel Geld eine Steganlage gebaut.
An der Rückzahlung der Kredite hatten die Vereinsmitglieder lange zu arbeiten.

In den folgenden 25 Jahren entwickelte sich das Vereinsleben.
Als es noch üblich war Kinder in die Welt zu setzen,
tobte zeitweise eine wilde Horde über das Gelände.
Beide Vereine brachten große und kleine Banausen dem Wasser näher
und wirklich passiert ist nie etwas Schlimmes.
Immer war im rechten Moment eine starke Hand zur Stelle,
die das kleine Häufchen Unglück aus dem Wasser zog.
Ob diese Hand vom Netz oder von der Schot stark geworden war,
spielte keine Rolle.

Die anfänglich oft zu spürende Konkurrenz
zwischen Anglern und Seglern wich einem oft freundschaftlichen Miteinander.
Das lag sicher auch an dem ein oder anderen Segeltörn
mit dem Nachbarn an Bord oder einem leckeren Zander
oder geräuchertem Aal in der Kombüse.

Die Welt begann sich zu verändern.
Nach dem Krieg hatten viele Menschen den Fischfang
als notwendige Ergänzung ihres Lebensunterhaltes betrieben.
In der modernen Welt war kaum noch Zeit dafür.
Die zunehmende Unkultur des Wettkampfes
beim eigentlich besinnlichen Fischfang trug ihren Teil dazu bei,
dass sich viele Leute wieder auf ihre Ursprünge besinnten.

Nachdem es im Jahr 2000 ein entsprechendes Ansinnen
an den Vorstand gegeben hat,
wurde mit der Hinzunahme weiterer Wassersportsparten
der Verein in die Wassersportgemeinschaft Altes Gaswerk umbenannt.
Die Frage nach der Organisation in einem Sportverband war schnell gelöst
und man entschied sich mehrheitlich für den DSV.

Allerdings blieb auch uns nicht die demokrafische Entwicklung erspart.
Die Leute wurden immer älter und Segeln war nicht mehr ihr Ding.
So gut wie jedes Boot hat heutzutage einen Motor
und unser Umland lädt ja geradezu zum Wassersport ein.
Somit hat heute nur ein Boot an unserem Steg einen Mast zum Segel setzen.

Der Vorstand wurde 2019 gebeten,
mit dem Deutschen Motor Yacht Verband (DMYV)
Verhandlungen mit dem Ziel der Aufnahme zu führen.
Nachdem wir einige Formalien erledigt hatten,
wurden wir im Jahr 2021 mit den Motor Yachtverband Berlin (MVB)
und somit auch in den DMYV aufgenommen.
Hier finden auch unsere Angler endlich wieder eine Heimat,
denn der DAV (Deutscher Angler Verband)
ist nicht im Landessportbund organisiert.
Ab Januar 2022 werden wir dann Mitglied im MVB und DMYV sein
und den DSV ohne Groll verlassen.

Als Verein dieser Größe können wir auch kaum einen
größeren Sportbetrieb gewährleisten
und verstehen uns auch nicht als Träger des Hochleistungssports.
In unserer hektischen Zeit möchten wir uns auf Ruhe,
Erholung und ein wenig Abenteuer besinnen.
So widmen wir uns dem Fahrtensport und neben vielen Törns
in das Berliner Umland können wir Reisen
bis in die Stockholmer Schärenlandschaft
und über alte Kanäle ins polnische Kernland
bis dicht an die Weichsel aufweisen.

Unser Ziel bleibt,
die Liebe zum Wassersport zu erhalten
und interessierte Menschen an die Natur
und den Zauber unserer Landschaften heranzuführen.
Dem Fahrtensport gilt unser tatsächlicher Schwerpunkt und der Hoffnung,
im christlichen Sinne auch künftig die Seelen junger Menschen zu fischen
und dem uralten Drang der Menschen
nach dem Entdecken der Seen, Flüsse und Meere nahe zu bringen.

Hans Walischefski
1. Vorsitzender